Spasmodische Dysphonie
Die spasmodische Dysphonie ist eine seltene, neurologisch bedingte Stimmstörung. Sie gehört zu den sogenannten fokalen Dystonien, also Bewegungsstörungen, bei denen einzelne Muskeln oder Muskelgruppen unwillkürlich verkrampfen. Im Kehlkopf führt dies zu einer fehlgesteuerten Aktivierung der Kehlkopfmuskulatur während des Sprechens.
Das Besondere: Die Stimmlippen selbst sind gesund – die Ursache liegt in einer Fehlregulation im zentralen Nervensystem.
Typische Formen
- Adduktorische spasmodische Dysphonie (häufigste Form):
Übermäßige Anspannung der Stimmlippen → gepresste, abgehackte Stimme - Abduktorische Form:
Zu weite Öffnung der Stimmlippen → behauchte, tonlose Stimme - Gemischte Formen:
Wechsel zwischen zu viel und zu wenig Stimmlippenschluss
Symptome
- Gepresste, abgehackte oder tonlose Sprache
- Stimmabbrüche trotz Anstrengung
- Schwankungen: manche Laute oder Situationen sind stärker betroffen
- Keine oder nur geringe Beschwerden beim Singen oder Flüstern
Die Symptome können stark schwanken und führen oft zu hoher stimmlicher und sozialer Belastung.
Warum die Logopädie allein nicht heilen kann
Da die Ursache im zentralen Nervensystem liegt, ist die spasmodische Dysphonie nicht durch klassische Stimmtherapie heilbar.
- Die Fehlsteuerung der Stimmmuskulatur kann nicht allein durch Stimmübungen „umtrainiert“ werden.
- Standardtherapie ist heute meist die Injektion von Botulinumtoxin (Botox) in die betroffenen Muskeln. Diese Behandlung kann die Muskelüberaktivität vorübergehend reduzieren und die Stimme deutlich verbessern.
Meine Rolle in der Begleitung
Auch wenn die Ursache nicht heilbar ist, kann eine gezielte Atem- und Stimmtherapie nach oder ergänzend zu medizinischen Behandlungen hilfreich sein:
- Ökonomisierung der Stimmgebung: Schonender Umgang mit der Stimme im Alltag
- Verbesserung der Atem-Stimm-Koordination: Entspannung und ökonomische Sprechtechnik
- Individuelle Strategien: Umgang mit stimmlicher Belastung, Sprechpausen, Selbstwahrnehmung
- Begleitung bei Rezidiven: Anpassung der Sprechweise zwischen Botulinumtoxin-Behandlungen
So können Betroffene lernen, ihre Stimme trotz der Erkrankung möglichst stabil und belastbar einzusetzen – auch wenn die neurologische Ursache damit nicht behoben wird.